Mitgliederversammlung und Fachaustausch Wasserkraft NRW 2021
Es ging um Gewässerschutz, Wasserwirtschaft und Wasserrecht, gleichzeitig aber auch um den möglichst umweltgerechten Ausbau regenerativer Energien: Die Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke NRW hatte in Kooperation mit der EnergieAgentur.NRW zum diesjährigen „Fachaustausch Wasserkraft NRW“ in die Rurstadt Düren eingeladen. Betreiber von Wasserkraftwerken aus ganz Nordrhein-Westfalen, aber auch Vertreter aus Kommunal-, Landes- und Bundespolitik, sowie verschiedener Verbände, wie dem Wasserverband Eifel-Rur und dem Industrie-Wasser-Umweltschutz e.V., waren der Einladung gefolgt.
Dass das Treffen in Düren stattfand, war kein Zufall: Der Kreis Düren steht bei der installierten Wasserkraftleistung auf Platz eins in Nordrhein-Westfalen. In der Strukturwandelregion, die in den kommenden Jahren den Wegfall des Braunkohleabbaus verkraften muss, hängen rund 10.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt von einer langfristigen und sicheren Wasserversorgung ab. Von den insgesamt 450 Wasserkraftwerken in ganz NRW liegen knapp 30 auf dem Gebiet der Rur-Eifel.
„Wir leben Wasser“, brachte es Dr. Stefan Cuypers, Vorsitzender des Industrie-Wasser-Umweltschutz e.V. sowie der Vereinigten Industrieverbände für Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung e.V., auf den Punkt. „Wasser ist ein fester Bestandteil der DNA unserer Region.“ Nirgendwo sonst in Deutschland gebe es mehr Papier erzeugende und Papier verarbeitende Betriebe auf so engem Raum wie im Kreis Düren. Cuypers: „Wir können Wasserwirtschaft. Aber damit das funktioniert, muss eine entsprechende Wasserqualität und -quantität langfristig sichergestellt sein.“
Dass Wasserkraft ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Energieerzeugung und ein entscheidender Baustein für die Netzstabilisierung ist, bekräftigten bei der Tagung in Düren Politiker aller Parteien gleichermaßen. Dürens Bürgermeister Frank Peter Ullrich (SPD) nannte die Betreiber von Wasserkraftwerken „einen wichtigen Partner“ bei der Energieversorgung der Region und damit bei der Sicherung der Arbeitsplätze. Oliver Krischer, stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, erläuterte in einer Videobotschaft, dass es entscheidend sei, neue Potenziale zu erschließen und gleichsam auch die Gewässerökologie und den Klimaschutz nicht aus den Augen zu verlieren. Krischer: „Beides ist möglich. Und wir sollten auch über neue Standorte von Wasserkraftwerken nachdenken.“ „Wasserkraft“ betonte auch der FDP-Landtagsabgeordnete Dietmar Brockes „kann einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Energiewende leisten“. Ähnlich schätzten auch die beiden Landtagsabgeordneten Dr. Patricia Peill und Dr. Ralf Nolten (beide CDU) aus dem Kreis Düren die Situation ein. Alle drei Abgeordnete aus dem Landtag NRW sagten den Betreibern von Wasserkraftwerken ihre Unterstützung zu.
Auch wenn das Land NRW mittlerweile eine entsprechende Gesetzesänderung auf den Weg gebracht hat, waren sich die Experten in Düren einig, dass neben den ökologischen Optimierungsinteressen an den Gewässern die Länge und der Aufwand der Genehmigungsverfahren die Haupthindernisse beim Neubau und der Modernisierung von Wasserkraftanlagen sind. „Der Boden ist mit dem Landeswassergesetz bereitet, die Betreiber der Wasserkraftwerke sind vorbereitet“, betonte Gunnar Lohmann-Hütte, Vorsitzender der AG Wasserkraftwerke NRW. „Und sie setzen sich darüber hinaus auch intensiv mit der Gewässerökologie auseinander. Jetzt muss durch die Genehmigungsbehörden eine Aufwertung der Wasserkraft erfolgen.“
Zu dem Erfahrungsaustausch in Düren gehörten zudem spannende Vorträge von Stefan Prott, Leiter des Themengebietes Wasserkraft der EnergieAgentur.NRW, der einen aktuellen Überblick zur Wasserkraftnutzung in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland gab, Wasserkraftwerk-Betreiber Hubert Verbeek, der über die Neuplanung und Revision von Wasserkraftanlagen an Urft und Rur referierte sowie Mariano Graf von Spee, der den Teilnehmerinnen und Teilnehmern seinen Wasserkraftstandort in Kreuzau-Untermaubach (Kreis Düren) näherbrachte.
Gerade bei dem Referat von Verbeek, der auch stellvertretender Vorsitzender der AG Wasserkraftwerke ist, wurde deutlich, dass behördliche Vorgaben zu hoch und Genehmigungsverfahren deutlich zu lang sind. Er selbst habe auf eine Genehmigung einmal elf Jahre gewartet, berichtete der langjährige Wassermüller. Das sei nicht nur aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten schwierig, sondern vor allem vor dem Hintergrund mehr als bedauerlich, ergänzte Verbeek, dass „Wasserkraft multifunktional“ sei. „Sie dient dem Klimaschutz und gleichzeitig auch dem Hochwasserschutz.“
Dr. Joachim Reichert, Vorstand des Wasserverbandes Eifel-Rur, ergänzte die Zusammenkunft mit einem Überblick über die Hochwasserkatastrophe Mitte Juli, von der auch der Kreis Düren, und die Nachbarstädte Stolberg und Eschweiler, sowie zahlreiche Kommunen in der Eifel massiv betroffen waren. In Reicherts Vortrag wurde eindrucksvoll deutlich, dass es neben „einer Portion Glück“ vor allem die Talsperren entlang von Rur und Urft waren, die dafür gesorgt haben, dass der Kreis Düren bei der Flut relativ glimpflich davongekommen sei. „Die Talsperren haben gut funktioniert“, so Reichert. „Die Schäden waren vor allen Dingen überall dort immens, wo es keine Talsperren gab.“