Stärkeres Engagement der Landespolitik für die kleine Wasserkraft erforderlich

14. September 2018 | Pressemitteilung

Der NRW-Wasserkraftverband betont die Bedeutung der Wasserkraft für Energiewende und Kulturlandschaft. Gleichzeitig weist er auf die hohen ökologischen Auflagen hin, die die Betreiber vieler Wasserkraftanlagen unter wirtschaftlichen Druck setzen. Da gerade Neuanlagen zudem mit langen Genehmigungsverfahren konfrontiert sind, fordert der Verband eine Umsetzung der Anforderungen bei der ökologischen Durchgängigkeit und dem Fischschutz mit Augenmaß sowie straffere und kürzere Genehmigungsverfahren.

„Die Wasserkraft leistet in NRW durch die kontinuierliche Einspeisung in das Stromnetz einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zur Stabilität der Stromnetze. Zudem hat sie eine große kulturhistorische Bedeutung, die sich gerade hier im Paderborner Raum zeigt. Deshalb sollte sowohl der Bestand der Wassermühlen gesichert als auch der Neubau von Wasserkraftanlagen in den Gewässern unterstützt werden“ betonte Philipp Hawlitzky, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke NRW, im Rahmen der gestrigen Veranstaltung des nordrhein-westfälischen Wasserkraftverbands in Paderborn. Daher fordert der Verband ein stärkeres Engagement der Landespolitik für die kleine Wasserkraft. Nur so kann der Anlagenbestand erhalten, modernisiert und – wo möglich – gewässerverträglich ausgebaut werden.

Gestiegene ökologische Auflagen zur Gewässerdurchgängigkeit und zum Fischschutz setzen die Anlagenbetreiber unter einen wirtschaftlichen Druck. Gleichzeitig sind überlange Verfahrensdauern sehr häufig. Daher empfiehlt der Verband eine Genehmigungspraxis mit Augenmaß und Ausgewogenheit zwischen Ökologie, Klimaschutz und Energieversorgung. Zudem sollten die Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.

Die Tagung des Wasserkraftverbandes aus NRW fand in Kooperation mit der EnergieAgentur.NRW und in unmittelbarer Nähe zum Quellgebiet der Pader statt. Hawlitzky berichtete: „Die energetische Nutzung des Quellwassers der Pader hat eine lange Tradition. Von den ehemals 20 Mühlenstandorten sind am kürzesten Fluss Deutschlands leider nur noch drei Standorte übriggeblieben, die jedoch zum festen Bestandteil der Kulturlandschaft entlang der Pader zählen. Diese sollten erhalten bleiben.“

Auf der Veranstaltung wurde deutlich, dass die Wasserkraft nicht nur zuverlässig und umweltfreundlich Strom erzeugt, sondern auch eine Vielzahl von Gewerbegründungen überhaupt erst ermöglicht hat. Auch heute noch dient sie als verlässliche Energiequelle für viele Gewerbebetriebe und stellt somit vielfach auch die Existenzgrundlage der Betriebe und Eigentümerfamilien sicher.

Im Regierungsbezirk Detmold sind laut einer Studie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW aktuell 97 Wasserkraftanlagen in Betrieb, die zusammen jährlich rund 70 Gigawattstunden Strom produzieren. Damit können etwa 22.500 Haushalte mit regenerativen Strom versorgt werden. 21 dieser Wasserkraftanlagen befinden sich allein im Kreis Paderborn. Mit einem Stromertrag von 3,3 Gigawattstunden können somit über 1.000 Haushalte versorgt werden. Oder anders ausgedrückt: Mit dem Strom aus den Paderbornern Wasserkraftanlagen könnten rund 1.650 Elektrofahrzeuge ein ganzes Jahr lang umweltfreundlich angetrieben werden.

Grundlagen für die Berechnung: Der Stromverbrauch eines statistischen Musterhaushaltes liegt bei 3.107 kWh/a. Die durchschnittliche Fahrleistung eines Fahrzeugs in Deutschland liegt laut Kraftfahrt-Bundesamt bei 13.250 Kilometer pro Jahr. Ein Elektroauto hat einen Stromverbrauch von 2.000 kWh pro Jahr.